1.5 Ganzheitlicher Blick auf Wertschöpfungsgefecht


Es ist wichtig anzuerkennen, dass die verschiedenen Akteure in der Berglandwirtschaft nicht strikt entlang von produktspezifischen Wertschöpfungsketten agieren, sondern in ein Wertschöpfungsgeflecht eingebettet sind, dass branchenübergreifend wirkt. So wird zum Teil der Einkauf, Verkauf und die Logistik mit Betrieben aus anderen Branchen organisiert, um eine kritische Masse und bessere Preise zu erzielen. Zudem produzieren nicht wenige Interviewte nebst Fleisch auch Milch oder Getreide und vereinen so drei Wertschöpfungsketten in einem Betrieb. Ferner trifft der einer Wertschöpfungskette zu Grunde liegende Gedanken einer linearen Abfolge nicht immer zu. So liefern zum Beispiel Fleischproduzenten die Schlachttiere an den Metzger (Verarbeiter), dieser verkauft aber das verarbeitete Fleisch nicht an den Markt, wie es in einer «perfekten» Kette der Fall wäre, sondern wieder zurück an die Fleischproduzenten, die es dann selbst vermarkten.

Jede Intervention in der Berglandwirtschaft des Val Müstair und Valposchiavo muss demnach im Bewusstsein geschehen, dass es sich dabei um Wertschöpfungsräume mit Akteuren, die in ein Wertschöfpungsgeflecht eingebunden sind, handelt. Die Digitalisierung und die Digitale Transformation führen zu einer weiteren Ausprägung solcher vernetzten Strukturen, in denen sich die Wertschöpfung vollzieht. Durch diesen Prozess werden die Beratung und Unterstützung des landwirtschaftlichen Sektors komplexer, dadurch ergeben sich aber auch neue Opportunitäten. Es ist aber unbedingt eine ganzheitliche Beratung gefordert, die über den Einzelbetrieb hinausschaut.